Dr. Jürgen Guldner, Chefarzt der Neurologie im Knappschaftsklinikum Püttlingen, gab Einblicke in das Thema Schlaf und seine Bedeutung für ein gesundes Leben.
In Vortrag führte Herr Dr. Guldner die Zuhörer*innen durch die wissenschaftlichen Hintergründe des Schlafes und dessen immense Bedeutung für Körper und Geist. Dabei wurde deutlich: Schlaf ist weit mehr als bloße Erholung.
Der Schlaf entwickelte sich in der Evolutionsgeschichte, als die Lebewesen den Übergang vom Wasser zum Land vollzogen. Mit der Anpassung an den Wechsel von Tag und Nacht wurde Schlaf zu einem festen Bestandteil des Lebens. Diese evolutionäre Perspektive verdeutlicht, wie essenziell Schlaf für die Regulierung biologischer Prozesse ist.
Ein Schlüsselbegriff, den Dr. Guldner erklärte, ist der „circadiane Rhythmus“ – ein etwa 24 Stunden dauernder Zyklus, der unsere biologischen Prozesse steuert. Dieser Begriff setzt sich aus den lateinischen Wörtern circa (ungefähr) und dies (Tag) zusammen. Tageslicht spielt hierbei eine zentrale Rolle als „Zeitgeber“, der unseren Rhythmus synchronisiert. Wird dieser natürliche Takt gestört, etwa durch künstliches Licht, kann das erhebliche Auswirkungen auf unsere Schlafqualität haben.
Im Schlaf finden im Gehirn wichtige Prozesse statt. Ein zentrales Thema von Dr. Guldners Vortrag war die Erkenntnis, dass Schlaf eine Art Reinigungsprozess darstellt. Dabei werden überflüssige Informationen des Tages gezielt „vergessen“ und Nervenzellen von Abbauprodukten befreit. Besonders der REM-Schlaf (Rapid Eye Movement), gekennzeichnet durch schnelle Augenbewegungen unter den Lidern, spielt in diesem Kontext eine entscheidende Rolle. Er ist unter anderem für die Verarbeitung von Erlebtem und das Festigen von Erinnerungen zuständig.
Während wir schlafen, sinkt unsere Körpertemperatur um etwa 0,5 Grad Celsius ab – eine Anpassung, die Energie spart und den Organismus auf die nächtliche Regeneration vorbereitet. Gleichzeitig wird der Stoffwechsel heruntergefahren, und der Körper nutzt die Ruhe, um Zellschäden zu reparieren.
Ein weiteres Thema des Vortrags war der Einfluss moderner Technologien auf unsere Schlafgewohnheiten. Das blaue Licht, das von Bildschirmen ausgeht, kann die „Bettgehzeit“ um etwa eine Stunde nach hinten verschieben. Es hemmt die Produktion von Melatonin, dem Schlafhormon, und stört so den natürlichen Schlafrhythmus. Dr. Guldner betonte, wie wichtig es sei, abends bewusst auf diese Lichtquellen zu verzichten.
Mit einem klaren Appell schloss Dr. Guldner seinen Vortrag: Sorgen und Probleme sollten nicht mit ins Bett genommen werden. Schlaf dient der Regeneration und nicht der Problembewältigung. „Probleme löst man am Tag und nicht in der Nacht!“ lautete seine Botschaft – ein Plädoyer für einen bewussten Umgang mit dem Schlaf und die Trennung von Nachtruhe und Alltagsstress.
Der Vortrag von Dr. Jürgen Guldner verdeutlichte eindrucksvoll, wie wichtig ein gesunder Schlaf für unser Leben ist. Schlaf ist nicht nur ein Zustand der Ruhe, sondern ein hochkomplexer Prozess, der unsere Gesundheit, Leistungsfähigkeit und unser Wohlbefinden beeinflusst. Indem wir unsere Schlafgewohnheiten optimieren und uns bewusst mit Faktoren wie Licht und Alltagsstress auseinandersetzen, können wir den Grundstein für bessere Tage und erholsame Nächte legen.
Die anschließende Diskussion bestätigte, welch immens wichtiges Thema für jeden Menschen der eigene und vor allem gute Schlaf ist.
Nach einer kurzen Weihnachtspause findet das nächste Saarbrücker Hospizgespräch am 27. Januar 2025 um 19.00 Uhr statt. Weitere Informationen zu Thema, Ort und Zeit erhalten sie demnächst auf der Webseite der Hospizakademie Saar unter https://www.hospizakademie-saar.de